Dez. 2014

Dezember-Highlights

Für das Radio gings Anfang Dezember noch zweimal in die Tonhalle, die Tage für Neue Musik bringen immer wieder spannende Neuentdeckungen, und diese war für mich diesmal Helmut Lachenmanns "schreiben". Das grossbesetzte Tonhalle-Orchester darf an kaum einer Stelle voll ausspielen und vor allem ihre gewohnten grossen Klang erzeugen, denn kaum ein Klang kommt aus dem herkömmlichen Tonrepertoire der Musiker sondern entsteht durch Reiben, Kratzen ect an den ungewöhnlichsten Stellen des Instruments. Für den einzelnen Musiker mag sich dabei kein allzu verständiges Stück ergeben doch im Saal (oder durch die Mikrofonierung) setzen sich die vielen einzelnen Geräusche und Klangereignisse zu einem spannenden Werk zusammen, dass einen Bogen ergibt und durch das Wandern der Ereignisse quer durch den Klangkörper auf der Bühne zum genauen Hinhören einlädt.


Unbekannt
Gleich anschliessend brachte mich das Schicksal als Toningenieurin relativ kurzfristig zu einer sehr besonderen Produktion. Besonders war sie für mich vor allem dadurch, dass ich einem exzellenten Tonmeisterkollegen zur Seite stehen durfte und für einmal nicht alleine an einer Aufnahme bastelte - es ist machmal schon auch ein einsamer Beruf! Und was für ein schönes Erlebnis, wenn man sich dann auch noch so gut versteht mit Kollegen und Musikern! Die Geigerin Antje Weithaas hat mit ihrer unermüdlichen Gestaltungsfreude und -hingabe und ihrer nicht nachlassenden Energie zusammen mit der Camerata Bern das Brahmssche Violinkonzert so neu erzählt, als würde ich es nicht kennen. Und der erfahrene Berliner Tonmeister Christoph Franke hat sie dabei wunderbar unterstützt - es tut so gut, hin und wieder noch Kollegen über die Schulter zu schauen und andere Arbeitsweisen zu sehen - oder zu merken, dass sie den eigenen gar nicht so unähnlich sind.
Musikalisch und menschlich eine sehr schöne Woche, vielen Dank!


Den Abschluss meines Tonmeisterjahres bildeten dann ein Mitschnitt für das Schweizer Radio RTR im Waldhaus Films, wo Maria Riccarda Wesseling und Ilja Korol die Kammerphilharmonie Graubünden zu wahren Höchstleistungen mit barocken Konzertarien und Concerti anregten und meine jährliche Vorlesung an der Hochschule der Künste Bern in der Reihe Interpretation "der Tonmeister als Interpret". Auch dieses Jahr ergaben sich interessante Diskussionen über den Einfluss von Klangmischung und Schnitt auf die Wirkung einer musikalischen Interpretation. Bis nächstes Jahr also!